Begleiten Sie uns gedanklich auf einer Reise in die Hinterlandregion der Costa Blanca.
Wir fahren durch Täler, die durch Orangen- und Kirschanbau geprägt sind. An den ursprünglichen Dörfern, die wir passieren, kann man unbesehen nicht vorbeifahren. So elendig und abgewohnt schauen die Häuser aus, die wir dort sehen. Wie können hier Menschen leben?
Ein Blick hinter die Fassaden birgt aber sehr oft paradeisische Einblicke. Die hier üblichen Patios sind mit Palmen und anderen heimischen Pflanzen bestückt und die Bewohner haben eh weniger Last mit Tinitus oder Herzinfarkt.
Hier ist das Leben durch andere Faktoren bestimmt, wie wir sie aus den Ballungszentren dieser Welt nicht kennen. Eine notwendige Nähe zur Natur und intakte soziale Strukturen machen die „Ellenbogengesellschaft“ hier zu einem unbekannten Event.
Die vereinzelten Bars und Restaurants machen nicht unbedingt Mut, dort einzukehren. Keine Neonreklame, keine Terrassen mit Wohnlandschaften zum dahin Chillen, nur Tische aus Aluminium mit Plastikbestuhlung. Hier gibt es Kino und Theater nur in sehr entfernten Locations. Also wird hier das Miteinander und das gute Essen gepflegt. In diesen abgelegenen Dörfern ist die Qualität der Speisen oft hochwertiger, als in den Touristenzentren. Wer sich wagt, die überzüchtete „Kultur“ zu negieren und den Besuch in einem ländlichen Restaurant wagt, wird oft überrascht sein, wie wohlschmeckend und gesund dort gekocht wird. Eigentlich logisch: In relativer Abgeschiedenheit muß man Qualität präsentieren, um die begrenzte Anzahl der Besucher nicht zu verschrecken.
Wir haben nun dort gegessen, sind begeistert, haben nette höfliche Menschen kennen gelernt, die keiner Fliege etwas zu Leide tun, haben den Vorsatz gefasst, hier wieder einzukehren und reisen weiter in das so fremde Land.
Die Straße schlängelt sich durch die Landschaft. Lange sieht man nichts, außer Landschaft. Ein Dorf auf einer Anhöhe erscheint. Keine schöne Ansicht, aber vielleicht liegt auch hier die Lebensqualität in den verborgenen Patios ?
Die Straße bahnt sich ihren Weg. Wer sich jetzt nicht auskennt, fährt einfach weiter, um die nächste Neonreklame zu suchen ?
Wir halten an einem Weg, der für Geländewagen einladend wirkt, aber offensichtlich bald im „Nichts“ endet.
Hier parken wir und machen uns auf den Weg in unbekanntes Terrain.
Nach einer halben Stunde erreichen wir einen Canyon, der an Ruhe, Ursprünglichkeit, Naturvielfalt durch fast nichts zu überbieten ist.
Hier gibt es keine Geräusche. Man hört nur den Salamander durchs Unterholz krauchen. Ein Vogel meckert, um die Brut vor den Eindringlingen zu warnen. Die Pflanzen strömen ihren Duft in diese unberührte Natur so betörend, das man für immer hier bleiben möchte. Die wilden Bienen machen mit ihrem Honigduft eine Komponente auf, die vermuten lässt, das hier das Paradies erfunden wurde.
Dieser Ort ist eine wahre Quelle, um die wahre Sicht in diesen Planeten und in das eigene Dasein zu ermöglichen. Ein heiliger Ort. Höhlenzeichnungen bestätigen, das hier schon Menschen die Natur gefeiert haben. Diese Höhlenzeichnungen sind in keinem Tourguide verzeichnet, um diesen Ort vor Massentourismus zu schützen. Das ist gut so !
Wer das hier erleben durfte, wird sich vielleicht fragen, ob ein Leben mit den Basics der Natur nicht Sinn macht.
Wir haben einige ausgesuchte Menschen an diesen Ort geführt und hatten immer den Eindruck, das die Gesichtszüge entgleisten. Kein Ort zum Leben aber ein Ort zum Finden.
Davon gibt es ganz viel in dieser Region. In der Hochkultur der „Moros“, die ja offensichtlich in der Alhambra in Granada ihren Höhepunkt fand, sieht man Elemente, die dem Umgang mit der Natur entsprechen.
Die seit Jahrhunderten kultivierten „Terrassen“ zum Anbau von Lebensmitteln, liegen brach und warten auf neue Innovation.
Wer das Leben sucht, braucht sich hier nicht anstrengen, man muss nur aufmerksam hinschauen.
Die Dörfer hier sind beseelt von Menschen, die das Wesentliche verfolgen. Kein „schikymiki“, sondern Tradition und Zusammenhalt. Hier kennt man noch jede Kartoffel mit Namen und feiert, wenn dem Nachbarn Glück widerfährt.
Als Zugereister muß man hier den bekannten Sack Salz mit den Einheimischen verzehren. Das kennen wir aber auch aus anderen Regionen weltweit.
Wer bereit ist, sich zu entschleunigen, findet hier das richtige Terrain, um sich den wesentlichen Dingen zu widmen.
Wer die notwendige Ruhe mitbringt und auf Excursionen in das unbekannte Land auch etwas Futter für die frei lebenden Podencos mitbringt, wird nach kurzer Zeit Mitglied im frei streunenden Rudel :-). Das mag für überzivilisierte Menschen nicht erstrebenswert erscheinen, macht aber eine Komponente auf, die durchaus empfehlenswert ist. Wenn man in der Lage ist, ein Mitglied im Rudel zu werden, klappt es in der Regel auch mit dem Nachbarn im Dorf.
Die Konfrontation mit den Lebewesen in dieser Region, egal welcher Form, verlangt Verständnis, Mitgefühl und Cooperation. Eigenschaften, die wir in der sogenannten „Zivilisierten Welt“ offenbar bald verlieren werden.
Für Künstler oder unabhängig arbeitende Kanditaten, die Ruhe für kreative Eingebung suchen, ist das dörfliche Leben im Hinterland der Costa Blanca ein idealer Standort. Fortgeschrittene Kenntnisse der Sprache sind obligo. Hier spricht niemand Deutsch.
Wer von dieser beeindruckenden Bergwelt, von dem Wasserreichtum, von der Ruhe und der Nähe der Strandregion mit den besten Stränden in ganz Spanien nicht beeindruckt ist, der wird wiedergeboren, weil er die Basics des Daseins offenbar verpasst hat.
Ich kann die Gefühle nicht beschreiben, die diese Region ausströmt Die Kultur, die Gerüche, die Musik, das Essen……..All die Nachteile, die uns hier einfallen, muß man einfach loslassen.
Die Geschichte dieser Region, mit dem Finale am „Caballo Verde“, an dem sich der Überlieferung nach, tausende Mauren in den Tod gestürzt haben um nicht den Spaniern in die Hände zu fallen, wird hier sehr intensiv gepflegt und wird an der gesamten Küste bei den Feiern „Moros y Cristianos“ mit viel Feuerwerk gefeiert.
Ob sich die Spanier damit einen Gefallen getan haben, diese Hochkultur des Landes zu verweisen, ist ein anderes Thema. Es ist so, wie es ist. Está asi.
Das Engagement und die Hingabe zur Pflege dieser Ereignisse sind schon sehr erstaunlich und bestimmt den Zusammenhalt der Bevölkerung. Das heisst aber nicht, das es hier Repressalien für Zugereiste gibt, die sich in die Gemeinschaft integrieren möchten.
Ein sehr interessanter Bericht von Sigrid Schmeer über die Mauren in Spanien gibt es hier: https://wgalicante.wordpress.com/die-mauren-in-spanien/
Ich werde mehr berichten, wenn ich die Zeit finde und wenn ich interessierte >Menschen finde, die mit mir einen ausführlichen Fotobericht mit charmanten Texten erstellen möchten.
wgalicante@mail.de
Höhlenmalerei + Pla de Petracos
Alicante Valencia Altea Castell de Xativa Embalse de Guadalest Playas El Comtat Benillup